Alpencross 2021
Inzell - Grado

Alpe-Adria-Trail

     
  Die alljährliche Alpenüberquerung fiel - nicht nur coronabedingt - etwas anders aus als üblich. Wir hatten einen Reisegutschein eines ursprünglich geplanten Sizilien-Urlaubes bei lastminute.com und teilten diesen auf einzelne Hotelbuchungen auf. Anders als man bei den vielen Unkenrufen im Netz liest, klappte dies sehr problemlos. Die Hotels erhielten ihr Geld vom Anbieter über eine Firmenkreditkarte, wir mussten absolut nichts zusätzliches ausfüllen.

Die Idee für unsere Strecke stammte aus einem Buch aus dem Bruckmannverlag "Alpencross mit dem E-Bike", die so auch von Ulptours veranstaltet wird und folgt im Wesentlichen dem Alpe-Adria-Trail. Wir trafen die Teilnehmer der Originaltour einige Male auf der Strecke, wobei wir sehr häufig zwischen der Normalstrecke, der light- und der fun-Variante wechselten und teilweise auch ganz anders fahren mussten. Oft  bedingt durch Streckensperrungen.
   
  Einige Strecken waren für Radfahrer gesperrt und Sperrung hieß nicht temporär, sondern z.T. dauerhauft. Ein Gastwirt verriet uns dass die sehr finanzstarken Waldbauern in Österreich sämtliche Streckenplanungen blockieren und z.T. mit Schranken sperren. Zusätzlich haben wir einige Extra-Höhenmeter eingebaut um den doch sehr schnöden AAT zu meiden.
Außerdem fuhren wir nach Grado und nicht wie der Vorschlag im Buch, nach Triest, weil von Grado aus ein täglicher Shuttlebus nach Salzburg fährt.

Wir haben unser Gepäck (ca. 6kg p.P.) selbst am Rücken oder in Satteltaschen transportiert. Ein bisschen Herausforderung kommt dann so doch noch in die Sache, wenn man schon nicht als Biobiker unterwegs ist.
   
     
  1. Etappe: Inzell - Maria Alm am Steinernen Meer (02.07.21)
                 79,4km, 1507Höhenmeter

Tour auf schönen Radwegen, meist fein geschottert. Viel Wald und immer wieder ein paar schöne Ausblicke, allzu hoch kommt man allerdings nie. Gleich am Anfang der Strecke, hinter Unterjettenbach, folgt die Strecke einem Wanderweg durch die Weißbachschlucht. Da es gleich mit Treppenstufen losging und ein Warnhinweis "nicht begehbar nach starkem Regen" nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage ernst zu nehmen war, folgten wir der Bundesstraße 305 oberhalb der Schlucht. Doch die war auch nur bis zur Abzweigung der Staatsstraße 2021 befahrbar. Aufgrund Hangsanierungsmaßnahmen mussten wir den Umweg über Bad Reichenhall und dann wieder südlich parallel zur B21 bis Fronau/Unterjettenberg fahren.
Zwischen Unterjettenbach und dem Hintersee passiert man die Schwarzbachjacht auf 868m.  Der Streckenabschnitt  entlang des Hintersees, bzw. des Tauernradweges ist  sehr schön und abseits der Straße gelegen.

Der Weißbach:
   
  Das kleine Sträßchen zwischen dem Hintersee und Weißbach am Lofer verläuft wunderschön auf einer (für Pkw gesperrten) Forststraße- und  sanft über den Sattel Hirschbichl mit 1150m. Den großen Bogen um den Litzkogel herum haben wir uns dann aufgrund der fortgeschrittenen Zeit gespart. Wir mussten ja die über 20km Umweg wieder reinholen. Der Rest bis Maria Alm ist dann wieder entspanntes Radeln auf Radwegen.

Kurz Anspannung gab es dann, als wir nur eine statt zwei Zimmerreservierungen vorfanden. Das war war aber wieder unserer Buchung über den Gutschein geschuldet, dabei werden keinen Personendaten übermittelt. Das Hotel unser Unterberg war dann ein sehr nettes Haus mit einer extrem netten Bedienung, die sie richtig freute uns die vier Gänge servieren zu dürfen. Auch hier hatte man wegen Corona lange keine Gäste mehr.
   
 

   
  2. Etappe: Maria Alm - Bad Gastein (04.07.21) 66km, 1438Hm 
 Die B164 ist zwar wenig befahren, trotzdem ist man froh wenn man bei km 13 kurz vor dem Filzensattel (1290m) auf eine kleine Forststraße (wieder mit Schranke versperrt) kommt. Nach 8km kommt man wieder auf die B164 und überquert sie nur. Irgendeine Rastmöglichkeit beim Fischerstüberl haben wir nicht erkennen können. Vielleicht war es auch noch zu früh am Tag. Wieder geht es auf einer kleinen einspurigen Straße oberhalb der Bundesstraße bis zum km 27 an ein Sägewerk.    
   
Nach dem Klammtunnel auf der B167 verließen wir die Hauptstrecke des Alpe-Adria-Trails, der meist entlang der Straße läuft und sehr voll mit Reisegruppen ist. Gleich unterhalb des Tunnelausganges, rechts, liegt das Gasthaus Burgblick, wo man sehr gut Mittag machen kann. Die meisten Radler rollen hier oberhalb auf der Brücke daran vorbei.
Danach muss man ein paar Gatter und leider auch Drehkreuze passieren auf denen man das Rad nur über die Tore heben kann um weiter zu kommen. Laut unserem Tour-Buch war dies die Fun-Variante, der Rest des Weges ist ein eher selten begangener Wanderweg durch matschige Kuhweiden bei dem man sich fragt, ob man tatsächlich weiter kommt. Wir waren uns nicht sicher ob die Tourenteilnehmer des Veranstalters Ulp-Tours jemals hier gefahren sind.
 
     
       
  3. Etappe: Bad Gastein - Weißbriach (05.07.21), 56,6km, 900Hm

Die Zugfahrt ab Böckstein durch den Tauerntunnel verläuft absolut reibungslos. Keine Hecktik, kein Gedränge, jedes Rad und jeder Radler bekommt seinen Platz im letzten Wagon. Nach ca. 10 Minuten ist man auf der anderen Seite des Tauerngebirge und hat somit den Alpenhauptkamm eigentlich unterfahren, so dass man bei Alpe-Adria-Trail eigentlich nicht von einer Alpenüberquerung sprechen kann. Mit einem E-Bike fühlt man sich auch nicht wirklich als Bezwinger, das ganze ist dafür aber Erholung pur.

Leider war gleich mal wieder die Strecke zwischen Stappitz, kurz nach dem Start, der Stranighütte und Oberkolbnitz wegen Sanierungsarbeiten der Arkaden gesperrt. Auf der praktisch autofreien B106 rollt man dann einfach auf ein paar Serpentinen ins Tal. Kurz vor dem Weißensee, bei Fellbach geht es noch Mal steil bergauf zur Alm Hinterm Brunn auf 1250m wo man eine schöne Brotzeit einlegen kann.

Strecke hoch zum Kreuzbergsattel:
   
     
  Danach geht es auf einem herrlichen Schottersträßchen hinunter zum Weißensee. Da wir dort keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden hatten mussten wir noch über den Kreuzbergsattel (1074m) um nach Weißbriach zu kommen. Die Strecken entlang des Sees sind herrlich.

Oben am Sattel führt eine steile und steinige MTB-Strecke hinunter ins Tal. Mit guten Bremsen und breiten Reifen gut machbar.

   
  In Weißbriach waren wir im Berghof Reiter, absolute Empfehlung. Ein belgisches Pärchen hat sich dort eine Oase aus einem alten Gehöft geschaffen.

Die Kneipe oberhalb gehört scheinbar den Eltern und bietet Selbstgemachtes aus der offenen Feuerschale und einem Pizzaofen in einem toll hergerichteten Schuppen. Man sitzt open Air im Garten auf dem Rasen. Toll!

Hier kocht der Chef selbst: Spareribs, Burger, Pizza. Abends erzählt er uns von den Problemen zwischen den Gastronomen die das Gailtal etwas atraktiver machen wollen und den Waldbesitzern, die alle Wege für solche Vorhaben versperren.
   
     
  4. Etappe: Weißbriach - Tarvisio (06.07.21), 81km, 1630Hm

Wir fuhren morgens über die Passstraße (B87) zurück zum Weißensee. Nach 20 Minuten ist man drüber, der Verkehr ist sehr mäßig. Die Strecke am See entlang zur Hemagorer Bodenalm ist sehr entspannt allerdings sind einige schön lang gezogene Steile Stücke dabei. Gut wenn man hier Extra-Power in den Schenkeln oder der Batterie hat. Wir fuhren an der völlig überfüllten Alm vorbei, auch die zwar schöne aber überfüllte Fischeralm mussten wir auslassen. Dann kam erst mal wieder eine Straßensperre wegen der L33 wegen Teerdeckenerneuerung, wir hatten Glück weil die Baumaschinen Mittag machten.
   
  Ein 5km Abstecher zur Ebnerhütte war wegen Ruhetag Mo./Di. leider erfolglos. Also hieß es Zähne zusammen beißen und auf die Pölland Alm hoffen.

Die war dann allerdings ein Volltreffer. Wir waren die einzigen Gäste, wahrscheinlich weil das Häuschen so unscheinbar liegt. Die Schinken- und die Brotzeitplatte waren dann allerdings das tollste, was Menge und Urigkeit anbelangt, was wir je auf einer Tour bekommen haben.
   
  Direkt nach der Grenze zu Italien gab`s sofort den ersten richtigen Cappuccino, denn leider haben wir in Österreich noch nie einen guten Cappu bekommen. Der Blick auf das bald nahende slowenische Triglav-Gebirge ist herrlich. Nach Tarvisio sollten wir eigentlich nur noch hinunterrollen. Ein paar Schlenkerer und wir hatten weitere 300 Höhenmeter auf der Uhr. Wie die Teilnehmer der Originaltour an diesem Tag 105km und 1900 Hm schaffen sollten war uns ein Rätsel. Wir waren froh in Tarvisio angekommen zu sein, das kleine Hotel Rosengarten kann man dazu wirklich empfehlen. Mehrere tolle Chill-Liegen im Garten und ein Kuchenbuffet morgens, dass unvergleichlich ist.    
     
  5. Etappe Tarvisio - Kobarid (07.07.21) 55km, 500 Hm

Man fährt zunächst ein Stück entlang der Passstraße zum Predilpass und verlässt bei Cave del Predi die Straße auf einen schönen Schottertrail. Oberhalb des Sees umgeht man die Tunnel der Passstraße und hat einen super Blick auf den See. Leider hatte es einen Erdrutsch gegeben, so dass die Strecke kurz vor der Auffahrt auf der zweiten Serpentine der Predil-Passstraße mit Eisenzäunen versperrt war. Wir mussten die Zäune mit großer Mühe aus der Verankerung heben um hier überhaupt wieder heraus zu kommen um dann festzustellen, dass das Vorhängeschloss des Zaunes gar nicht versperrt war. Ups.

   
  Der Rest der Strecke geht absolut eben und entspannt entlang des Socca-Tales. Diese Ecke von Slowenien wäre an sich schon einmal eine eigene Tour wert. Wir hatten das sogar überlegt und wollten uns etwas zusammenstellen. Wegen des Corona-Risikos mit Ein- und Ausreise hatten wir dann davon aber abgesehen.

Das letzte Stück der Tour verläuft dann auf dem Wanderweg des AAT und hat es ganz schön in sich. Viel grober Schotter und loses Geröll fordern einiges an die Federung und wir waren begeistert von den Fahrwerken unserer Bikes.

Am Ende des Tages stand für uns wieder die Frage, wie sollten das die Tour-Teilnehmer an einem Tag schaffen.
   
     
     
  6. Etappe: Kobarid - Goriza, 67km 770Hm

Die Strecke verläuft wunderschön oberhalb der Socca auf einem kleinen Flurbereinigungsweg, der in die steile Wand gesprengt wurde. Südlich von Tolmein hat ein Campingplatzbesitzer den offiziellen Alpe-Adria-Trail kurzerhand mit einem Bauzaun abgesperrt und man ist gezwungen zurück in den Ort zu fahren um dann entlang der Hauptstraße bis Most na Soci zu fahren. Auf meiner Einweisung zum Wegemeister durfte ich neulich erfahren, dass das Ändern oder Vernachlässigen von solchen hoch geförderten Wanderrouten dem Zweckverband schnell einige 10.000€ kosten kann, wenn sich die Wanderer darüber beschweren.
Unterwegs war es gar nicht so leicht etwas vernünftiges für mittags zu finden. Viele einfache Bistro und ein paar Buden, bei Modrej hat sogar einer den offiziellen Weg umgeleitet um die Gäste in seinen Schankgarten auf einer Wiese zu locken. Wir werden aber erst in Kanal fündig und bekommen in einer schönen Gastwirtschaft gegenüber dem Dorfbrunnen tolle einheimische Spezialitäten.
   
  In Most na Soci staut sich die Soca zu einem kleinen See und Irmi nutzt die Gelegenheit in der eiskalten Flut zu baden.

Danach wird die Strecke anspruchsvoller. Es geht steil über dem Fluss durch dunkle Wälder mit einigen Geröllstrecken. Gute Bremsen und Mut sind wieder gefordert. An ein paar Stellen, Marke Flussbett, muss man dann doch schieben. Gut wenn die Schiebehilfe funktioniert.
   
  Zum Abschluss hätte der Buchautor bei Gorenja Vas (hinter Kanal) noch einen Schlenker in die Berge eingebaut. Wir sehen auf der Karte dass es scheinbar einen Weg entlang des Flusses bis Goriza gibt und der entpuppt sich als traumhafter Radweg entlag des Flusses, gefördert mit EU-Mitteln - eine kleine Landstraße für Radfahrer.  Autofrei und toll angelegt.    
  7. Etappe: Goriza - Grado 74km, 350Hm

Wir hatten ein tolles B&B Flumen direkt am Fluss, den Abend hatten wir in einer kleinen Brauerei Antica Contea birrificio mit Foodtruck verbracht.

Am nächsten Morgen umfahren wir den Großraum Monfalcone großräumig und nehmen noch ein paar Höhenmeter durch die Berge oberhalb Gorizas mit. Um nach fast 50km schließlich etwas zu Essen zu bekommen, biegen wir zum Schluss noch nach Aquilaie ab. So eine historische Römerstadt wird ja wohl ein paar Kneipen haben.Wir werden schon vorher in San Lorenzo fündig wo uns die Wirtin einer kleinen Tratoria richtig deftig aufkocht.

Der Weg dorthin hatte noch einige Überraschungen parat. Zugewachsen, schlammig und irgendwann einfach weg. Toll war`s trotzdem.
   
     
  So wurde es dann doch noch ein "grobstollige" Tour.

Zum Schluss noch einen Sonnenuntergang in Grado, das man nicht unbedingt gesehen haben muss.

Am nächsten Morgen mit dem perfekten Shuttle-Bus Oberkofler zurück nach Salzburg. Thats it.

Zurück in Salzburg (14:30) hatten wir die Strecke bis Inzell so gar nicht auf dem Zettel. Der größte Teil läuft zwar entlang der Flüsse Salzach und Saalach aber einen kleinen Sattel mit 1000m zwischen Anger und Inzell muss man schließlich doch noch bezwingen. Es kommen zur Gesamtstrecke (500km) also noch 46 für die Rückfahrt dazu.

Die Tourdaten für`s GPS gibt`s hier: AlpenX2021 grobstollig.de